Tabu, von Jacek Bochenski von Jacek Bochenski


Astrid Rempel, (C) Caroline Laidler

Informationen zur Ersten Inszenierung von Tabu aus dem Jahr 2000 mit Claudia Hann, Miachela Kametz, Maria Mittler finden Sie hier.


Tabu
Autor Jacek Bochenski
Mit Astrid Rempel
Licht Udo Mierke
Regie Christos Nicopoulos

Für Erwachsene und Jugendliche ab 13 Jahren
Dauer: 75 Minuten


Kritik vom 20. September 2002 zur Premiere vom 18. September 2002:

Kiritk in: Citiy-guide.de vom 20. September 2002

Premiere: Mittwoch 18. September 2002
Darsteller: Astrid Rempel
Regie: Christos Nicopoulos
Licht: Udo Mierke
Autor: Jacek Bochenski
Cassiopeia Bühne
Martinsfeld 35
50676 Köln

Premiere von „Tabu“ auf der Cassiopeia Bühne
„Drüben beginnt Eden“

Von Barbara Zapf
„Drüben beginnt Eden" sagt Diego immer wieder zu Dolores, der Schwester Dolorosa, die mit ihm vor der spanischen Inquisition nach Frankreich flieht. Drüben, das ist für Diego aber nicht das Land hinter den Pyrenäen, sondern ein Reich der Lust und Liebe hinter allen Tabus.
Christos Nicopoulos inszeniert das Stück "Tabu" zum zweiten Mal an der Cassiopeia Bühne im Martinsviertel. Bereits 2000 stand das Stück auf dem Spielplan. Drei Darstellerinnen verkörperten die Frauencharaktere aus dem Drama des polnischen Autors Jacek Bochenski.
Jetzt setzt Nicopoulos die Ursprüngliche Idee Bochenskis durch, alle Figuren von einer Schauspielerin darstellen zu lassen. Astrid Rempel zeigt die Beziehungen dreier Frauen verschiedener Epochen zu ihrem Diego. 75 spannende Minuten lang zieht sie den Zuschauer eindringlich in den Bann der Lebens- und Liebesgeschichten der Frauen.
Angelehnt hat Bochenski sein Drama an die Lebensgeschichte des mexikanischen Malers Diego Rivera (1886 - 1957). Rivera, der langjährige Lebensgefährte Frida Kahlos, hatte zahlreiche Affären, die sich auch auf das Schaffen Kahlos auswirkten. Ihre Werke beschäftigten sich zunehmend mit Selbstmord und Tod.
Von der Affäre des mexikanischen Malers mit einer Nonne erzählt nun der erste Teil des Stückes. Dolores berichtet den Inquisitoren von ihrer Flucht mit Diego. Sie kann nicht verstehen, dass ihre Beziehung kaputt ging.
Diego quälte sie, indem er sie zwang, sich über das Keuschheitsgelübde hinwegzusetzen, stellt sich schließlich jedoch selbst als paralysiert von der Macht der Kirche heraus. Ihm fehlt der Mut, sich über zeitgenössische Tabus zu erheben.
Nicht anders geht es den beiden Dolores´ der späteren Epochen: Zur Zeit des spanischen Bürgerkrieges kann die Schauspielerin Dolores nicht verstehen, dass Diego, als Maler und kommunistischer Raisoneur, nicht zu ihr stehen will. Sein politisches Credo hindert ihn daran, seine Beziehung zu der unpolitischen Frau fortzusetzen.
Als Frau unserer Epoche ist Dolores an ihrer unerfüllten Liebe zu dem Juwelier Diego zerbrochen. Im Gespräch mit ihrem Psychotherapeuten lässt sie die Beziehung Revue passieren. Auch hier ist es wieder Diego, der, von Konventionen und Moralvorstellungen seiner Zeit beeinflusst, nicht in der Lage ist, zu Dolores zu stehen.
Christos Nicopoulos schöpft aus seiner Lebenserfahrung und seinem künstlerischen Schaffen in vielen verschiedenen Ländern. Wenn sich auch kulturelle Unterschiede und wechselnder Zeitgeist ändern, die Struktur der Liebesbeziehungen eines Menschen bleibt doch meist gleich.
Ihn fasziniert das Konzept Bochenskis, eine Geschichte in völlig unterschiedlichen Zeiten und Rahmenbedingungen zu zeigen. Gerade in der Besetzung mit nur einer Schauspielerin macht für ihn den Reiz der Inszenierung aus.
Zudem hat er bewusst ein minimalistisches Bühnenbild gewählt, bei dem sich der Strick aus der Kerkerzelle der Schwester Dolorosa quasi als Ariadnefaden durch die Geschichten der gequälten Frauen zieht. Außerdem stellt er sich gerne der Herausforderung, auch Texte aus anderen europäischen Ländern und Kulturkreisen zu dramatisieren.
Eine begeisterte Zuschauerin, sie ist selber Schauspielerin, stellte die Frage, die sicher auch in den Köpfen der anderen Premierengäste umherschwirrte. "Wie kommt ein Mann dazu, ein derartiges Frauenstück zu schreiben?"
Langanhaltender Applaus als erste Reaktion des Publikums dokumentierte, dass Christos Nicopoulos und Astrid Rempel eine anspruchsvolle Produktion auf die Beine gestellt haben, die das Kölner Publikum begeistern wird.
Copyright 2002, www.city-guide.de; RegioInformation GmbH & Co. KG Alle Rechte vorbehalten


(C)opyright Udo Mierke, 2002